Ing. Karl Schaaf

Geboren am 7.5.1888 im Wiener Prater
Gestorben am 17.7.1946 im Wiener Prater

Karl Johannes Schaaf, genannt Karl, war der einzige Sohn von Emilie Schaaf, geb. Wilfert, und Carl Schaaf. Sein Geburtsort war der Wiener Prater, nämlich Prater 66 (heute 49). Er hatte zwei Schwestern, Rosa (1886-1912) und Maria (1892-1973).

v.l.n.r.: Mutter Emilie, Schwester Maria, Vater Carl, Karl Schaaf und Schwester Rosa
v.l.n.r.: Mutter Emilie, Schwester Maria, Vater Carl, Karl Schaaf und Schwester Rosa

Karl besuchte die Volksschule in der Holzhausergasse 5, anschließend die Realschule in der Rasumofskygasse 21. Die Reifeprüfung legte er dann im TGM am Karlsplatz ab und wurde somit Ingenieur. Im Jahr 1911 meldete sich der junge Karl zur Kriegsmarine als einjährig Freiwilliger, wo er die Ehre hatte, von Kaiser Karl I. begrüßt zu werden.

Karl Schaaf
Karl Schaaf

Karl Schaaf ging am 11.6.1912 seine erste Ehe mit Maria von Sausele ein, aus der zwei Kinder, Rosa (1913-1998) und Karl (1915-1986) hervorgingen. Frisch verheiratet, trauerte Karl um seine Schwester Rosa Kindl, die im Kindbett verstorben und den kleinen Friedrich als Halbwaise zurückgelassen hatte.

Im Ersten Weltkrieg war Karl in Pola (heute Pula in Kroatien) auf dem Kriegsschiff „Kaiser Karl V“ stationiert. Als einmal der Kreuzer an Ruder und Schraube beschädigt war, ließ der junge Offiziersanwärter Karl Schaaf, die Reparatur unter Wasser in kürzester Zeit durchführen und machte das schwere Schiff wieder einsatzfähig. Eine Dekoration unseres letzten österreichischen Kaisers, Karl I., wurde an seine Brust geheftet.

Am 2.11.1918, der Krieg war vorbei, bekam er seinen Urlaubsschein mit dem Vermerk: Dauernde Beurlaubung. Ein Jahr nach seiner Heimkehr wurde seine erste Ehe geschieden. Doch bald darauf war er wieder auf Freiersfüßen. Die junge und fesche Helene Kobelkoff hatte es ihm angetan. Sie war die Tochter seines Cousins Alexander Kobelkoff. Die Trauung fand am 7.4.1922 statt.

Karl Schaaf und Ehefrau Helene
Karl Schaaf und Ehefrau Helene

Aus dieser Verbindung gingen zwei Kinder hervor. Alexander (1923-1996) und Liselotte (1927), die nur wenige Monate nach dem Tod von Karls Mutter Emilie zur Welt kam.

Beruflich war Karl ziemlich eingesetzt, denn er betätigte sich als Geschäftsführer in den Betrieben seiner Eltern. Er war ein erstklassiger Techniker, der während des ersten Weltkrieges sogar zu den schwierigsten Berechnungen im Flugzeugbau herangezogen wurde, der alle Entwürfe und Pläne selbst durchführte. Nach Karls Entwürfen wurde auch das Karussell seines Vaters Carl umgebaut. Durch den Umbau des unterirdischen Konstruktionsbaus, ausgeführt von der Simmeringer Waggonfabrik, konnte das Fahrgeschäft nun die doppelte Anzahl an Fahrgästen aufnehmen. Eine stolze Menge von 75 Personen!

Neben seinen hervorragenden menschlichen Qualitäten hatte er Veranlagungen, die ihn als Universalgenie auszeichneten.

Soweit es Karl möglich war, ging er seinen zahlreichen Hobbies nach. Er war Maler, Bildhauer und konnte Figuren aus einfachsten Materialien herstellen.

Seine geheime Liebe galt jedoch  Pflanzen und Tieren. Seine knappe Freizeit verbrachte er auf seinem Dachgarten, wo er sich mit Pflanzen umgab und so ein wenig entspannen konnte. Für die Familie war wenig Zeit, denn es gab viel zu tun. Viele Betriebe hatten bis in die Morgenstunden geöffnet, auch im Winter gab es kein Zusperren, dafür hatte der Senior Chef, nämlich Vater Carl Schaaf gesorgt.

1928 kaufte Karl Prater 22 (heute 110) von Herrn Markus Feld. Anstelle einer Schießbude erbaute er ein Fliegerringelspiel bestehen aus zwei Aeroplanen, die sich schaukelnd im Kreise drehten.

Ständig bot er den Praterbesuchern Neues. So gab es auf diesem Platz ab 1931 ein Freudenrad (lustige Bank), 1933 ein einfaches Pferderingelspiel und 1934 ein Kinderschaukelkarussell und die Ballscheibe. 1935 wurde eine Todesmauer aufgestellt (Motorradfahrt an der senkrechten Wand).

Er war einer von den seltenen Menschen, die immer und in jeder Lage hilfsbereit waren, ohne jemals einen Gegendienst zu beanspruchen.

Im Jahr 1935 verstarb Karls Vater, Carl Schaaf. Schwester Maria Bolek erhielt Prater 28 (heute 99) mit dem Aeroplankarussell, sowie Prater 31 (heute102-103) auf dem sich das Elektrodrom befand, das Karl seiner Schwester Maria überließ. Prater 34 (heute 93) das berühmte Rudersportkarussell, hinter dem auch das Wohnhaus der Familie stand, behielt er.

Karl Schaaf im Rudersportkarussell
Karl Schaaf im Rudersportkarussell

Neben dem berühmten Karussell war das Restaurant Prohaska, wo Musikkapellen des k. und k. Infanterieregimentes Nr. 84 unter ihrem Dirigenten Otto Wacek spielten. Oft konnte man Paul Hörbiger, Fritz Imhoff und viele der damals bekannten Schauspieler dort sehen.

Karl Schaaf auf der Großen Zufahrtsstraße (heute Straße des Ersten Mai)
Karl Schaaf auf der Großen Zufahrtsstraße (heute Straße des Ersten Mai)

Die Kriegsjahre wurden dann zu einer Belastung für den Ingenieur. Krankheit, der Krieg und die dadurch entstandenen Personalprobleme, ließen ihn immer schwächer werden. Trotz der Bombenangriffe, wollte die Familie den Prater nicht verlassen, nicht einmal nachdem die ganze Existenz den Flammen zum Opfer gefallen war. Karl Schaaf, seine Frau Helene, Tochter Liselotte sowie Schwiegermutter Elise, hielten sich tagelang im öffentlichen Splittergraben am heutigen Rondeau auf. Solange bis die ersten Russen eintrafen. Durch Bekannte hatten sie die Möglichkeit, für ein Jahr in einer Wohnung nahe dem Prater, auf der Ausstellungsstraße 7, unterzukommen. In der Zwischenzeit bemühte sich Familie Schaaf um eine Bauhütte. Material war zu dieser Zeit rar. Das Vorhaben gelang jedoch und die Familie konnte ab 13.7.1946 in ihre „neue Behausung“ auf Prater 44 ziehen.

Vier Tage später verstarb Karl Schaaf im Alter von 58 Jahren in seinem geliebten Prater. Sein letzter Wunsch war somit in Erfüllung gegangen.

Auszüge aus Alexander Schaafs „Der Prater unser Leben“