Elise Kobelkoff, geb. Boussier
Geboren am 30.11.1872 in Wevelgem, Flandern, Belgien
Gestorben am 8.1.1956 im Wiener Prater
Elisabeth Kobelkoff, genannt Elise, wuchs als Tochter einer mittelständischen Familie in Belgien auf. Im Jahre 1895 lernte die junge Frau auf einem Jahrmarkt in ihrer Heimatstadt, den um vier Jahre jüngeren Alexander Kobelkoff kennen. Er reiste mit seiner Familie mit der Schaubühne von Stadt zu Stadt durch Europa.
Obwohl Elises Eltern nicht sehr glücklich darüber waren, beschloss sie, der Liebe zu folgen. Und so begleitete sie die berühmte Schaustellerfamilie Kobelkoff auf ihren Reisen. Die Vermählung von Elise und Alexander fand in einer der zahlreichen Destinationen statt. 1900 wurde Tochter Helene geboren, 1902 Sohn Albert. Auf der Reise war sie rund um die Uhr beschäftigt. Sie versorgte um die 15 Mitreisenden mit Mahlzeiten, kümmerte sich um die Wäsche sowie die Sauberkeit in den Wohnwägen. Kein leichtes Unterfangen für eine wohlbehütete junge Frau.
Nachdem sich die kleine Familie 1910 im Prater niedergelassen hatte, war auch das Leben für Elise etwas leichter, obwohl sie keine eigene Unterkunft hatten und im Haus der Schwiegereltern, Anna und Nikolai Kobelkoff wohnten.
Elise war eine sehr energische Frau, was ihr den Spitznamen „Generalin“ einbrachte.
Ab 1925 konnte sie endlich einen Betrieb und ein schönes Haus ihr eigen nennen, die Kinder waren bereits verheiratet und so konnte Elise sich ganz auf ihren Ehemann konzentrieren. Mit französischen Köstlichkeiten verwöhnte sie Alexander, der großen Wert auf Kulinarisches legte. Nach wie vor erforderten die Betriebe einen Großteil ihrer Zeit.
Im Jahr 1928 veränderte sich Elises und Alexanders Leben noch einmal. Enkelin Liselotte, damals ein Jahr alt, wurde ihnen anvertraut. So wuchs nun ein kleines Mädchen im Hause der Großeltern auf.
Im Jahr 1934 trauerte sie um ihren Sohn Albert, der im Alter von nur 32 Jahren vermutlich an den Folgen einer Lungentuberkulose gestorben war. Sein Betrieb, das Ringelspiel „Zum großen Chineser“, bekannt unter dem Namen Calafati, blieb in der Familie und wurde von Elise weiterbetrieben.
Der nächste Schicksalsschlag folgte 1944. Elises Ehemann Alexander Kobelkoff starb nach langem Leiden.
1945 musste sie den Untergang des Familienimperiums miterleben. Zwischen dem achtem und zehnten April 1945 zerstörten Bomben das Lebenswerk der Menschen im Prater. Die Familie stand vor dem Nichts. Ihre Tatkraft und Energie machten es möglich, dass neue Geschäfte sowie auch ein Wohnhaus nach dem Krieg wieder aufgebaut werden konnten.
Elise Kobelkoff starb 1956 im Alter von 84 Jahren in ihrem Haus im Prater an Altersschwäche.