Helene Schaaf, geb. Kobelkoff
Geboren am 30.3.1900 in Troyes, Region Grand Est, Frankreich
Gestorben am 16.11.1980 in Wien
Helene wurde als erstes Kind von Elise Kobelkoff, geb. Boussier, und Alexander Kobelkoff auf der Reise in Troyes geboren. Taufpatin wurde Alexanders einzige Schwester, Helene Pichler. Zwei Jahre später kam Bruder Albert, ebenfalls auf der Reise durch Frankreich, zur Welt.
Schon als kleines Mädchen half sie im elterlichen Betrieb mit, indem sie den Modetanz Kake Walk einstudierte und dem Publikum vorführte. Während der Pausen verkaufte sie aus dem Bauchladen heraus Süßigkeiten ua. Wie in Familienbetrieben üblich, halfen bereits die Kinder mit.
Helenes Spitzname war „Loulou“.
Im Alter von 10 Jahren kam sie nach Wien in den Prater, ins Haus der Großeltern väterlicherseits. Da sie mit ihren Eltern nur französisch sprach, musste sie rasch Deutsch lernen, um dem Schulunterricht folgen zu können. Neben der Pflichtschule hatte sie noch Privatunterricht in Englisch, Klavier und Violine.
Ihre Lieblingsbeschäftigung war ihre Puppe Lucienne, die immer die gleichen Kleider trug wie Helene. Helene war ein sehr behütetes junges Mädchen. In ihrer Freizeit saß sie an der Kassa des Toboggans, der ihrem Großvater Nikolai Kobelkoff gehörte.
1921, Helene war gerade 21 Jahre alt geworden, verliebte sie sich in ihren Cousin Karl Schaaf. Er war zwölf Jahre älter, bereits einmal verheiratet und Vater der Kinder Rosa (1913-1998) und Karl (1915-1986). Helenes Eltern waren mit der Eheschließung einverstanden. Die Trauung fand am 7.4.1922 in der evangelischen Kirche in der Dorotheergasse statt.
1923 kamen Sohn Alexander und 1927 Tochter Liselotte zur Welt.
Das Glück schien perfekt, es wurde jedoch durch den plötzlichen Verlust ihres Gehöres im Alter von 24 Jahren getrübt.
Trotz dieser immensen Lebensveränderung ließ sich Helene nicht unterkriegen, war eine lebenslustige junge Frau, die sich sehr für Mode und Schmuck interessierte und versuchte, das Beste aus ihrer Behinderung zu machen.
Mit der Pflege ihrer Tochter Liselotte fühlte sie sich dennoch überfordert, denn bedingt durch eine Hüftluxation musste das einjährige Mädchen für mindestens 12 Monate einen Gips tragen. Helene bat ihre Eltern um Hilfe und ließ Liselotte zu den Großeltern auf Prater 24 (heute 44) übersiedeln. Aus dem geplanten Jahr wurde jedoch eine Dauersituation. Elise Kobelkoff hatte sich sehr an ihre Enkelin gewöhnt, dass sie sie nicht mehr missen wollte. Helene Schaaf gehorchte und beließ ihre Tochter im Haushalt ihrer Mutter.
1934 verlor Helene ihren Bruder Albert, er war im Alter von 32 Jahren unerwartet verstorben. Helene war nunmehr das einzige Kind ihrer Eltern.
Vermutlich die schwierigste Zeit im Leben von Helene Schaaf begann 1944. Vater Alexander Kobelkoff erlag seinem Krebsleiden. Im April 1945 wurde die gesamte Existenz durch die Bomben der Russen zerstört. Mittellos, ohne Unterkunft, Sohn Alexander in Kriegsgefangenschaft, starb 1946 Ehemann Karl Schaaf. Helene war mit 46 Jahren Witwe. Tochter Liselotte und Mutter Elise halfen wo sie konnten.
Trotz allem gelang es Helene in den folgenden Jahren diese Geschäfte zu betreiben:
Prater 42b | Schießstätte |
Prater 44 | Teufelskutsche und Spielgeschäft |
Prater 110 | 110 Fahrbahn mit Kinderrädern, Lachbühne, Kegelbahn und Automaten |
Bis ins hohe Alter von 80 Jahren konnte man Helene Schaaf in ihren Betrieben besuchen. Leider hatte sich im Laufe der Jahre zur Gehörlosigkeit auch eine ziemliche Sehbehinderung gesellt.
Helene Schaaf verstarb am 16.11.1980 an einer Lungenentzündung, nachdem sie mehr als 50 Jahre ein Leben in Stille geführt hatte. Beigesetzt wurde sie an der Seite ihres Ehemannes Karl in der Familiengruft am Grinzinger Friedhof.